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(M-Z)

Morphy, Howard und Smith Boles, Margo (Hg.): Art from the Land. Dialogues with the Kluge-Ruhe Collection of Australian Aboriginal Art, University of Virginia 1999, Charlottesville VA, ISBN 0957713509

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Inhaltsverzeichnis

Acknowledgments -iii-

Margo Smith Boles: Introduction: The Kluge-Ruhe Collection of Australian Aboriginal art -1-

Arnhem Land

Setting the scene -25-

Luke Taylor: Flesh, bone, and spirit: Western Arnhem Land bark painting -27-

Howard Morphy: Life through art: Religion and society in eastern Arnhem Land -57-

Djon Mundine: The land is full of signs: Central north east

Arnhem Land art -85-

Wally Caruana: Wägilak and Djang'kawu: Ancestral paintings in the public domain -121-

The Desert

Setting the scene -159-

Christine Watson: Touching the land: Towards an aesthetic of Balgo contemporary painting -163-

Francoise Dussart: What an acrylic can mean: The meta-ritualistic resonances of a central desert painting -193-

Fred Myers: Aesthetics and practice: A local art history of Pintupi painting -219-

Notes on the contributors -261-

Notes on copyright -262-

Index -263-

Besprechung

Die Kluge-Ruhe-Sammlung, die dem Museum der University of Virginia vermacht wurde (www.kluge-ruhe.org), enthält mehr als 1.500 Kunstwerke, Artefakte und eine Fülle von Dokumenten, letztere vor allem von Professor Edward L. Ruhe, der von der Kunst der Völker in Arnhemland fasziniert war. John W. Kluge ergänzte dieses Interesse mit einer Sammelleidenschaft für die Kunst der Western Desert, vor allem Papunya. Das Buch beschreibt das Ausmaß der Sammlung und wie sie zusammengetragen wurde nicht als eine trockene Auflistung von Objekten. Ganz im Gegenteil besteht mehr als die Hälfte des Buches aus Artikeln – illustriert mit Exponaten der Sammlung – von Experten, die mit den Künstlern, ihren Werken und ihrer Geschichte vertraut sind. Wie die ausgewählten Abbildungen bieten die Artikel Glanzstücke der Sammlung, geben aber nicht vor, eine repräsentative oder umfassende Wahl zu treffen. Die Qualität von Artikel und Abbildungen ist sehr hoch; leider aber gibt es nur einen vierseitigen Index, und eine sonst übliche Abbildungsliste fehlt ganz (allerdings sind die einzelnen Bilder sorgfältig betitelt).

Djon Mundine schreibt über die Kunst der Yolngu, beginnend mit 1979, als er Manager des Art Centres in Milingimbi war. Ein Teil des Artikels handelt detailreich von der Konzeption und Ausführung eines großen Auftragswerks, das aus mehr als zwanzig Rindenbildern von allen größeren Clans der Region besteht. Mundine beschreibt, wie das Projekt langsam begann und wie einige ungewöhnliche Werke die Künstler des Art Centres zu Bildern inspirierten, die thematisch und von der Größe her weit über die bis dahin vom touristischen Handel favorisierten hinausgingen.

Wally Caruanas Beitrag handelt von den frühen Diskussionen zwischen Künstlern und Mitgliedern der Gemeinden über die öffentliche Zurschaustellung von Kunstwerken mit geheimem Inhalt gegenüber Balanda (Weißen). Er beginnt mit einem Zitat von Gawirriny Gumana, einem älteren Künstler, der 1997 während eines wichtigen Treffens mit Repräsentanten der National Gallery of Australia sagte: "If we do not show Balanda our art, they will think we have no culture." („Wenn wir den Weißen unsere Kunst nicht zeigen, denken sie, wir seien kulturlos.“) Gegenstand der Diskussion war der Plan für die Ausstellung "The Painters of the Wagilag Sisters Story 1937-1997", die vier Generationen von Künstlern umfassen und sich auf dieses eine Thema konzentrieren sollte (von den vielen, die bisher ausgestellt waren). Wally Caruana beschreibt detailliert eine Reihe von zu lösenden Problemen (z. B. wollten die Clanältesten, dass die Werke in Gruppen entlang der Zugehörigkeit der Künstler zu den Clans oder des Eigentums an den verwendeten Symbolen gehängt würden und nicht entlang ästhetischer Prinzipien, wie es das Museum vorschlug). Mit Hilfe von etwa einem Dutzend Abbildungen erläutert Caruana ausführlich die Geschichte der Wagilag Sisters und diskutiert anschließend andere Werke, z. B. die Djang'kawu-Bilder.

In einem langen Aufsatz über die Bedeutung der Haptik, über die Verwendung des eigenen Körpers als „Leinwand“, über Bodenreliefs und Zeremonien stellt Christine Watson Werke aus dem Art Centre von Wirrimanu (Balgo) vor. Grundlage ist ihre mehrere Jahre dauernde Feldarbeit bei den Künstlerinnen von Wirrimanu.

Der ausführliche Beitrag von Françoise Dussart handelt von einem einzigen Auftragswerk der Größe 280 x 680 cm, betitelt mit „Karrku“, das von 35 örtlichen Künstlerinnen und Künstlern gemalt wurde und mindestens fünf Jukurrpa-Geschichten beinhaltet, die einen Bezug zu den Ockerminen auf der Spitze des Karrku haben (einem kleinen Berg, Foto auf S. 209). Über die Ästhetik des Bildes ist nichts zu erfahren, dafür vieles über die sich überschneidenden Jukurrpa, die Rechte der verschiedenen Hüter der Geschichten, die Verhandlungen zwischen ihren Besitzern, die Bedeutsamkeit, die ein Besuch des mit den Jukurrpa verbundenen Ortes vor dem Entwurf des Bildes hat. Man erfährt von den vielen und anstrengenden Diskussionen darüber, wie die Aufnahme heiliger oder gefährlicher Symbolik in das Bild zu vermeiden ist; man lernt die Hoffnungen mancher Künstler auf größere Anerkennung kennen, die Manöver, die erforderlich sind, um sich auf (später durchzuführende) Zeremonien zu verständigen, die den „Besitz“ des Landes und die Fürsorge für es zu beteuern, und wie die Balance zwischen den Rechten der Frauen und Männer an diesen Aktivitäten zu halten ist. All dies liefert reichhaltige Hintergrundinformationen. Man stelle sich vor, dass man von einem Boot aus eine tropische Insel bewundert, um danach in einem U-Boot den Vulkan zu erkunden, auf dem die Insel steht, die nahen Tiefseegräben, die vielen Tiere und die Strömungen, in denen sie schwimmen – und von all dem hat man vorher nichts gewusst.

Fred Myers versucht eine neue Analyse der sich entwickelnden Ästhetik und der Änderungen grafischer Elemente und Kompositionen im Gesamtwerk der zwei wichtigen Pintupi-Künstler Yanyatjarri Tjakamarra und Uta Uta Tjangala. Indem er einige Details einer Reihe ihrer Tjukurrpa erklärt und die zeichnerischen Elemente, die die Tjukurrpa repräsentieren und die im Laufe der Zeit variieren, analysiert, verbindet Fred Myers die künstlerische Entwicklung und die Biografien der Künstler mit den Tjukurrpa, die im Mittelpunkt der Bilder stehen.